3. Softwaretest: Textanzeiger Next (von Andreas Koch)

�Testbericht - Textanzeiger Next 2.7 von Jürgen Klawitter 
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Next 2.7 wird in der Anleitung als Textanzeiger, Amigaguide-Ersatz, HTML-
Offline-Browser, Datatypes-Viewer, Entcruncher, Entpacker von Archiven, 
Druck-Utility und vieles mehr angepriesen. Ob das Programm wirklich all 
diesen Versprechungen gerecht wird, soll an dieser Stelle gezeigt werden.


1. Voraussetzungen

Next setzt zum Laufen lediglich OS2+ voraus. Die reqtools.library sollte
installiert sein, ist aber nicht zwingend erforderlich. Außerdem muss
man die XPK-libraries, LhA, LZX, UnZip und GZip installiert haben, um die
Funktion,gepackte Dateien und Verzeichnisse darzustellen, voll nutzen zu
können. Bilder können von Next nur mit Hilfe der entsprechenden Datatypes
angezeigt werden.

2. Eingabeformate

Was das Eingabeformat betrifft, ist Next in der Tat nicht wählerisch. Neben
ASCII-, HMTL- und Amigaguide-Texten können auch Binärdateien und Bilder
(mit den entsprechenden Datatypes) geladen und dargestellt werden.
Außerdem kommt Next nahezu problemlos mit Texten zurecht, die auf dem PC
oder Mac getippt wurden, also im Word-, Write-, DosText-, MacText- oder
Help-Format vorliegen. Als wäre das nicht genug, wird auch das plattform-
übergreifende RTF-Format dargestellt, als wäre es selbstverständlich.
Nach dem Laden wird jeder Eingabetext zunächst in reinen ASCII-Text
konvertiert. Das heißt, alle Steuerzeichen werden entfernt oder notfalls
angepaßt, Zeilen werden wenn nötig umgebrochen und Fußnoten an das
Textende angehängt. Bei RTF-Dateien werden zusätzlich Stile (fett,
unterstrichen) in die entsprechenden Escapesequenzen umgewandelt, die
Querverweise von HTML oder Amigaguide werden farbig dargestellt und können
angeklickt werden.
Alle Eingabetexte werden übrigens "am Stück" ausgegeben, was vor allem die
Suche in Amigaguide-Dateien oder deren Ausdruck erleichtert.
Da Next nur reinen Text anzeigt, werden eingebettete Bilder durch Klammern
symbolisiert und können durch einfaches Anklicken auf einem eigenen Screen
geöffnet werden. 


3. Darstellung

Die Qualität der Konvertierung ist erstaunlich gut. Beim Test mit einer
Reihe von verschiedenen Dokumenten wurden diese immer weitestgehend korrekt
dargestellt, auch Textstellen mit komplizierterem Layout werden in einer
aktzeptablen Form angezeigt. Gerade komplizierte HTML-Seiten sind natürlich
nur bedingt als reiner Text darzustellen, aus diesem Grund ist deren
Anzeige nur eingeschränkt sinnvoll.
Auf Tastendruck kann man zusätzlich zwischen dem konvertierten Modus und
dem Rohformat eines Dokumentes hin- und herwechseln. Lädt man eine
AmigaGuide-Datei kann man diese auch mit Hilfe der Amigaguide-library
öffnen - wobei man allerdings auf den Funktionsumfang von Next verzichten
muss. 
Um Bilder anzuzeigen, muss zuvor in einen speziellen Datatypes-Modus
gewechselt werden, da sie ansonsten ebenfalls nur als reiner Text
erscheinen und erst bei Tastendruck umgewandelt werden.

Screenshot:
Screenshot
Screenshot:
Screenshot

4. Funktionsumfang

Hat man den die gewünschte Datei erst einmal in einem eigenen Fenster
geöffnet, bietet Next eine Reihe von Funktionen, die die Anzeige und das
Lesen erleichtern. Aufgerufen werden diese per Tastendruck - eine
Menü-Zeile existiert nicht. Dafür kann man mit "Help" oder der rechten
Maustaste eine Befehlsübersicht aufrufen, in der sich Aktionen auch direkt
ausführen lassen.

Screenshot:
Screenshot

Bei der Bewegung innerhalb des Textes orientiert sich Next an alten
Vorbildern wie More und dessen Derivaten. Mit der Leertaste lässt sich eine
Seite weiterblättern, Return oder Shift-Space blättert zurück. Außerdem
kann man sich mit Hilfe der Cursortasten oder des Nummernblocks im Text
bewegen. Und wem das nicht genügt, dem hält das Programm eine horizontale
Scrollbar am unteren Bildschirmrand bereit.

Großen Wert wurde auf die Suchfunktion gelegt. Man kann vorwärts und
rückwärts, mit und ohne Berücksichtigung von Groß-/Kleinschreibung oder mit
Hilfe eines Suchmusters den gesamten Text oder definierte Blöcke
durchsuchen. Dabei werden alle auf einer Seite gefunden Wörter weiß
unterlegt, was die Suche vereinfacht und beschleunigt. Wer lieber mit der
Maus arbeitet, kann ein Wort im Text zusammen mit einem Qualifier
anklicken, woraufhin dieses im restlichen Dokument gesucht wird.
In Binärdateien kann sich eine spezielle Suchfunktion als praktisch
erweisen, die lediglich nach sinvollen Textelementen sucht.

Auch das Ausdrucken einer Text-Datei, bzw. eines zuvor definierten Blockes,
kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen. So kann man beispielsweise
die Seiten nummerieren und mit Titel versehen, oder ungerade Seiten zuerst
drucken. Auf diese Weise können auch sehr bequem Amigaguide- und
HTML-Seiten mit Frames gedruckt werden.

Schließlich kann man sich, neben vielen anderen kleinen aber hilfreichen
Funktionen, auch noch verschiedene Wortstatistiken anzeigen lassen, zum
Beispiel die Anzahl einzelner Wörter oder Wortketten, oder eine
Gesamtanalyse des Dokumentes. Wer sie benötigt, wird wahrscheinlich mit
dieser Funktion seinen Spaß haben.


5. Handhabung

Next kann sowohl über die Workbench als auch über CLI aufgerufen werden.
Dabei kann man neben Dateien auch gepackte Archive oder ganze Verzeichnisse
auswählen, wobei ein Filerequester geöffnet wird. Anschließend kann man mit
Hilfe der Taste ">" schnell zwischen den einzelenen Dateien wechseln.
Zusätzlich kann man mit "<" ein vorher geöffnetes Dokument gewählt werden.
Wem das nicht reicht, der kann in einem eigenen File auch eine Liste von
Dateien und Verzeichnissen anlegen, auf die Next schnell zugreifen kann.

Weniger komfortabel ist die Konfiguration von Next, zumal die Preferences
selbst mit einem Texteditor angelegt werden müssen. Hier kann man
beispielsweise die (feste) Zeilenbreite, oder die Art, wie Dateien
angezeigt werden sollen, bestimmen. Einige Einstellungen kann man auch
direkt im Anzeigemodus ändern.
Ein weiteres Manko ist die Unterscheidung zwischen normalen Modus und
Datatypes-Modus. Das heißt, wurde zuvor nicht in den entsprechenden Modus
geschaltet, werden Bilder zunächst als Text dargestellt - erst ein 
beherzter Druck auf die "a"-Taste lässt das Bild auf dem Bildschirm 
erscheinen. Das mag das Programm nicht abwerten, könnte aber bestimmt 
einfacher gelöst sein.
Etwas verwirrend ist auch die fehlende Save-Funktion. Um ein Dokument zu
speichern, muss man dieses in eine Datei "drucken" oder kopieren.

Das Einzige, was mich ansonsten persönlich ein wenig an Next stört, ist die
horizontale Scrollbar zum vertikalen scrollen - aber das ist wohl
Geschmackssache.


6. Fazit

Next weiß vor allem durch seine hohe Darstellungsqualität zu überzeugen.
Vor allem die vollkommen selbstverständliche Ausgabe von einigen PC- und
Mac-Dokumenten, die in der Anleitung nur relativ beiläufig Erwähnung
findet, rechtfertigt schon die Installation des Programms. 
Zusammen mit der Such- und Druckfunktion und kombiniert mit einer 
einfachen Bedinung mausert sich Next zu einem Programm, das auf keinem
Amiga fehlen sollte - zumal es auch noch Freeware ist und einfach aus dem 
Aminet bezogen werden kann.

Andreas Koch <andreas.koch@rz-online.de>�